Zweiter Sommer

Gestern war der letzte Abend in Sydney. Drei andere deutsche Mädchen und ich wollten ihn in einem australisch/irischen Pub verbringen. Mit Live-Gitarrist. In Pubs trifft man auch tatsächlich Australier. Am Abend zuvor waren wir schon mit dem Blue-Mountains-Guide feiern. Das Problem war, dass wir die australischen Kulturunterschiede nicht bedacht hatten: Australier fangen sehr früh anfangen sich zu betrinken (wenn's geht ab 5pm) und sind um Mitternacht schon so dicht, dass die Pubs alle schließen. Wir kamen etwa um 11.30pm am Pub an. Also mussten wir umdisponieren und sind in einen Club neben einem Backpacker-Hostel gegangen. In Australien gibt es aber offenbar keine Diskos wie in Europa. Wir fanden uns also letztlich in einem Club wieder, wo kein einziger Einheimischer mitfeiern DURFTE (unser Guide wurde nicht reingelassen, weil er Australier war!).
So ist also das Backpacker-Leben, wenn man nicht aufpasst. Nix fremde Kultur kennenlernen. Nix mit Australiern leben. Und wenn man beispielsweise in eines der Backpacker-Reisebüros geht und sich über Möglichkeiten erkundet, das Land kennenzulernen, kriegt man Hinweise wie „Von Cairns fahrt ihr am besten die Ostküste runter - das machen alle! Hier Fraser Island, kostet soundso viel. Hier Whitsundays, kostet das und das. Wollt ihr gleich beides zusammen buchen? Ich kann euch dann noch in eine größere Gruppe quetschen, die heute morgen gebucht hat.“ Achso! Neeeein, eigentlich nicht!!
Jedenfalls wollten wir dann unseren letzten Sydney-Abend in dem Pub verbringen, in dem auch echte Australier rumlaufen sollten. Und! Tataa! Es war verdammt lustig! Wir haben dem Gitarristen zugehört, nach ner relativ kurzen Zeit kamen gleich an paar Australier. Am Anfang war die Verständigung zwar unfassbar schlecht. Wir hatten ja die ganze Zeit fast nur Deutsch geredet und wenn, dann nur sehr kurze Gespräche auf Englisch geführt. Sydneyer (?) bei lauter Umgebung und unter Alkoholeinfluss zu verstehen ist aber quasi unmöglich, wenn man keine Übung hat. Aber nach 5 „What??“s nach jedem Satz (teilweise auch bei Sätzen wie „How are you doing?“), gings dann einigermaßen. Und als ein Australier angefangen hat uns Bier und Sekt auszugeben (ja, auch mir - auch wenn er wahrscheinlich mehr an Kristina, Tabatha und/oder Lisa interessiert war), wurde's auch immer lustiger. Ein Bewohner von Sydney hat uns dann übrigens auch unseren Verdacht bestätigt: Sydney ist die überschätzteste Stadt der Welt!! Der Abend war aber sicher der beste bisher in Australien und ganz genau so, wie es sich für eine Backpacker-Reise gehört!
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Und der Wermutstropfen dieses abends war, dass wir am nächsten Tag um 6 Uhr aufstehen mussten, um den Flieger nach Townsville und von da aus den Bus nach Cairns zu kriegen. Und wer sich bisher schon gefragt hat, wie die Überschrift zu diesem Text passt, der wird jetzt die Antwort finden. Wir haben den Bus verpasst! Fliegen war kein Problem, aber dass man auch vor einem Bustransfer mindestens 30 Minuten vorher „einchecken“ muss, wussten wir nicht. Wir sind also jetzt gestrandet in Townsville. 5 Busstunden von unserem eigentlichen Ziel entfernt. Gestrandet im tropischen Klima, am Meer, 20 Schiffsminuten von Magnetic Island entfernt, dem Koala-Paradies Australiens. Nun ja - es gibt schlimmeres. Sicher, wie hatten den Bus schon vorher bezahlt und das Geld jetzt verloren, aber als Backpacker muss man wohl flexibel sein! Und so haben wir, Kristina, Marius, Bernd und ich aus der Not eine Tugend gemacht, und fahren nicht einfach mit dem nächsten Bus (morgen) nach Cairns, sondern erst am Dienstag. Das heißt, wir haben der Sommerzeit schon wieder abgeschworen. Queensland (dem State, in dem Townsville und Cairns liegen) hat sowas nicht, oder zumindest zur Zeit nicht! Ich lebe also nur noch 8 Stunden in der deutschen Zukunft. Dafür ist hier Sommerfeeling deluxe!