Zweiter Sommer

Down Under

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Sonntag, 20. Februar 2011
WCRT III: …, die Südwestküste entlang und zurück nach …
Perth hatten wir erreicht. Eine Woche hatten wir noch, um auch den Südwesten Australiens zu durchfahren. Vom Donnerstag den 3. bis Donnerstag den 10. Februar 2011.
Perth haben wir also komplett ausgespart, dafür würden wir ja dann Zeit haben, wenn wir kein Auto mehr hätten. Der erste Stopp nach Perth war seine Nachbarstadt Fremantle. Nur 15 Minuten von Perths Innenstadt entfernt. Man fährt also ausnahmsweise nicht mal eben ein paar Stunden durch nichts, um eine kleine Küstenstadt zu finden, sondern man fährt über einen Fluss und ist in einer kleinen Stadt, die aber tatsächlich mal durchlaufenswert ist. So mit Fußgängerzone und Stadtzentrum und so. Das war eine Änderung zu den endlosen Weiten der nördlicheren Westküste. Eine andere war etwas weniger angenehme: Der Frementle Doctor. Nicht, dass wir da hätten hingehn müssen. Der Frementle Doctor kam einfach. Ungefragt. So ist das im Südwesten Australiens. Die Ecke des Kontinents, deren erfrischende Meerluft direkt aus der Antarktis kommt, und deshalb leider ein klein wenig zu erfrischend ist. In Frementle war das noch okay. Weiter südlich wurde der kalte Wind, der Frementle Doctor, tatsächlich zur Qual.
Aber das wussten wir ja in Frementle noch nicht. Da haben wir uns noch gefreut, dass wir schon 3 Tage in Folge keine einzige Wolke sehen mussten. Dass der Himmel blau, die Temperaturen hoch und die leichte Meeresbrise echt angenehm war. Und weil Alex und ich keine Lust mehr auf Trombose am Morgen nach einer Nacht im Auto (ich auf der Rückbank, er aufm Beifahrersitz) hatten, haben wir uns in Frementle erstmal ein Zelt gekauft, dass wir ja nach dem Roadtrip auch wieder verkaufen könnten.
Was war noch in Frementle? Ach ja! Wir haben uns einen Strafzettel eingehandelt. Weil wir für einen Parkplatz angeblich nicht gezahlt hätten. Haben wir aber. Das Ticket hatte sich nur durch den Wind unter der Windschutzscheibe gedreht. Insgesamt gab das dann zwar keine Probleme. Nur, dass wir halt einen größeren Teil der Zeit in Frementle nach Parkplatzwachleuten suchen mussten, um denen zu beweisen, dass wir für die fragliche Zeit bezahlt hatten!
Für die Nacht haben wir Frementle dann aber auch schon wieder verlassen und uns, wie in der Nacht davor, lange nach Anbruch der Dunkelheit und einer Nacht-und-Nebel-Parkplatzsuche auf irgendeinem Parkplatz am Straßenrand niedergelassen. Die erste Nacht im neuen Zelt war wie erhofft deutlich angenehmer als die Nächte im Auto davor. Nur einer dieser extrem nervigen Raben, die hier Geräusche machen, als würden nebenan im Wald kleine Kinder gefoltert werden, hat die frühen Morgenstunden gestört. Die sehr frühen Morgenstunden.
Aber so hatten wir dann immerhin genug Zeit, um noch vorm Frühstück zweimal unsere Tagespläne zu ändern und die ganze Strecke nach Busselton noch vor 8 Uhr abzufahren. Und hier wurde uns wieder einmal klar, das Entfernungen in Australien einfach völlig unvergleichbar zu denen sind, die wir aus Deutschland gewohnt sind. Ich zumindest bin noch nie mal eben zum Frühstück von Frankfurt ins Saarland gefahren. Und während man in Deutschland vielleicht mal ein paar Stunden in irgendeine Stadt zum Konzert fährt, müssen Melle und Lukas zu Kings of Leon 2 Tage Zug fahren (von Perth nach Adelaide – Pech für die beiden, dass das Konzert mittlerweile abgesagt wurde, weil sich der Drummer irgendwie verletzt hat). Wie auch immer...
Diesmal gab's das Frühstück direkt neben dem Wahrzeichen der Stadt Busselton, dem längsten Steg der südlichen Hemisphäre. Witzigerweise war der für über ein Jahr wegen Umbaus geschlossen und sollte am nächsten Tag mit irgendeiner Feier eröffnet werden, zu der wir von einem Bauarbeiter da auch direkt eingeladen wurden. Aber weil eine Woche eh etwas zu wenig für den ganzen Südwesten ist, mussten wir uns dagegen entscheiden. Stattdessen haben wir uns an dem Tag noch das Cape Naturaliste und den entsprechenden Nationalpark Naturaliste auf dem Weg weiter südlich nach Margret River angeguckt. Und der Name Naturaliste macht sich hier auch tatsächlich alle Ehre. Wir, noch völlig an rote Wüste gewöhnt, fanden uns relativ abrupt in einer viel zu grünen Natur wieder. Einfach alles war grün. Die Cave Road, die Küstenstraße am Südwestlichen Zipfel Australiens, ist eine Straße durch eine Idylle. Unglaublich schön! Überall Weinberge am Wegesrand (hier ist wohl der einzige Ort außerhalb des Rheinlands, in dem die Trauben für Riesling angebaut werden [hat zumindest irgendjemand erzählt. Ich hab nicht so die Weinahnung]), in regelmäßigen Abständen Traumstrände und -buchten, die man sich mit vielleicht 10 anderen Leuten teilen muss. Strände am Wasser, dass eine irreal blauen Farbe hat. Mit 2-Meter-Wellen (nicht umsonst ist die Region um Margret River bei Surfern sehr beliebt). Und mit völlig wilden Delfinen etwa 20 Meter vom Strand entfernt. Die Kalksteinhöhlen, die der Cave Road ihren Namen geben, haben wir aber nicht mehr geschafft.
Wir wollten an dem Tag immerhin noch einen etwas erlaubteren Schlafplatz finden (keine Ahnung, ob man auf Tagesparkplätzen einfach Campen darf). Also sind wir nachmittags in Margret River angekommen, haben die Stadt (die auch ganz hübsch ist, aber nicht so viele Superlative verdient, wie ihre Umgebung) angeguckt, haben einen Campingplatz gesucht, haben uns von den Preisen abschrecken lassen und sind letztlich wieder auf einem Nationalpark-Campingplatz untergekommen. Und hier wurde uns klar, dass wir plötzlich die komplette Offseason der Westcoast verlassen und über die Perth-Grenze in die Hauptsaison des südwestlichen Sommers getaucht sind. Der Campingplatz war (ziemlich) voll!
Aber wie schon vorhin angedeutet, hielt der Sommer nicht so ganz das, was wir erwartet hätten. Sicher, tagsüber war es warm bis heiß. Sobald die Sonne untergegangen ist, haben wir aber angefangen zu frieren! Haben unsere Pullover ausgepackt. Lange Hosen angezogen! Dinge, die ich seit Monaten nicht gemacht hatte. Außerdem haben wir unsere Reifen wieder gewechselt. Nachdem der Reifen, der einen Platten hatte nach den paar Tagen immer noch den selben Druck hatte, haben wir der Erklärung glauben geschenkt, dass nur das Ventil geklemmt hatte, so dass Luft entweichen konnte. Und zu guter Letzt wir haben auch noch das Falscheste gemacht, was man so machen kann: Von der Feuerplätzen inspiriert haben wir uns ein kleines Lagerfeuerchen angemacht. Erst nach einer halben Stunde haben wir die „Absolutely no Fire“-Schilder gesehen und gelöscht.
Eine Woche später haben wir von ziemlich heftigen Waldbränden bei Perth gehört. Wir haben damit aber nichts zu tun!!
Der nächste Tag führte uns noch weiter um die quasi-Halbinsel des Südwestens. Ein kurzer Stopp am Top-Surfing-Beach „Surfer's Point“, für den Margret River so bekannt ist. Ein kurzer Stopp in Augusta, am Cape Auguste, ein Foto vom Leuchturm, und weiter in eine wieder komplett andere Welt. Die grünen Wiesen und Weinberge wurden ausgetauscht durch Wald! Wald mit Riesenbäumen. An dem Tag haben wir es noch nicht zum „Valley of the Giants“ geschafft, aber die Bäume hier waren auch schon Giganten! An der Kleinstadt Pemperton in einem kleineren Nationalpark gab es auch die Möglichkeit einen dieser 60-Meter-Bäume über eine quasi-Leiter (Eisenstangen, die spiralförmig um den Baum führten) zu besteigen! Und nach diesen Stufen sieht man den Wald von oben. Und man sieht nur Wald! Ein Horizont voll Wald!
Und wieder ging's weiter (Himmel! Es ist echt unmöglich so einen Roadtrip besonders spannend zu beschreiben, ohne ständig „Dann sind wir weitergefahren“ zu schreiben!!)! Der Samstag neigte sich dem Ende entgegen. Zeit für das Schicksal, unsere Zeit der Problemlosigkeit mal wieder zu durchkreuzen. Mit einem Doppelschlag! Im Nachhinein hätten wir vielleicht aus unserer letzten Strecke, die nur mit Vierradantrieb befahrbar war, lernen sollen, dass wir das nicht mehr machen sollten! Aber man will ja alles sehen! Also wollten wir zu einem NP-Campingplatz im tiefsten 4Wheel-Drive-Gebiet fahren. Wieder enge Straßen aus Sand. Nur diesmal waren wir nicht allein. Nach ein paar hundert Metern kam uns ein Pickup-Truck entgegen, wir sind an den Straßenrand gefahren, um ihn vorbeizulassen, er hat versucht vorbeizufahren. Er hat es fast geschafft. Nur eine Schraube hinten an seinem Pickup nicht! Die hat uns einen hässlichen Kratzer in den Mietwagen gerammt! Und – der Pickup ist weitergefahren!
Zum Glück ist Alex schnell hinterher gerannt. So hatten wir zumindest seinen Namen und sein Kennzeichen. Wir waren unschuldig! Unser Auto hatte sich nicht bewegt. Aber ob das unser Autoverleiher auch so sehen würde, ob wir unsere Kaution zurückkriegen würden? Wir waren also alle ausgesprochen schlecht gelaunt, als wir weiter auf der Sandpiste gefahren sind. Und – ja – wieder steckengeblieben sind. Nur diesmal richtig! Weiterfahren ging nicht! Zurückfahren ging nicht! 2 Räder haben durchgedreht, 2 Räder haben sich überhaupt nicht gedreht. Schieben hat nichts gebracht. Auto ausladen hat nichts gebracht. Stöcke unter die Reifen schieben hat nichts gebracht. Graben hat noch weniger gebracht! Und es war kalt! Und es wurde langsam dunkel!
Aber wir hatten Glück! So richtig nach Hauptsaison fühlt es sich hier, etwas weiter weg von Perth (und Margret River) überhaupt nicht mehr an (trotz Sommers). Trotzdem war auf dem Campingplatz noch eine andere Backpackergruppe. Nachdem wir zum Campingplatz gelaufen sind, wurden wir von zwei Jungs aus Hamburg aus dem Sand befreit!
Und so gefroren wie in dieser Sommernacht hab ich auch selten! Trotz langer Hose. Trotz Pullover. Das einzig positive an dem Abend war das Pokern, dass wir seit wir in Perth einen kleinen Reisepokerkoffer gekauft hatten zu unserer allabendlichen Beschäftigung gemacht haben. Obwohl, so positiv war's an dem Abend auch nicht. *hust*
Am nächsten Tag wollten wir eines der Highlights Australiens (wie sie auf den ersten paar Seiten des Lonely-Planet-Reiseführers aufgezählt sind) besuchen. Den Tree-Top-Walk im Valley of the Giants. Über Brücken durch die Riesenbäume. Sehr eindrucksvoll. Ob's das Highlight Westaustraliens ist, hmm... Die Bäume sind schon cool! Aber – naja – es sind halt Bäume.
Weniger als hundert Kilometer entfernt war Albany (warum die Stadt Albanien heißt ist mir genau so unklar, wie, warum wir auf dem Weg dahin die Stadt Denmark durchfahren mussten). Sonntags war hier halt alles zu. Also haben wir uns einen Campingplatz gesucht und den restlichen Tag gechillt!
Das war auch nötig! Der nächste Tag wurde nämlich der anstrengendste unseres Roadtrips. Das ich freiwillig eine Bergwanderung mache – wer hätte das gedacht? Es ging hoch auf den Bluff Knoll, den höchsten Gipfel von irgendwas – wahrscheinlich nur des Nationalparks. Die Sicht war auch tatsächlich interessant. Mal die Grenzen der Nationalparks von oben zu sehen (hinter Nationalparks gibt es zumindest hier plötzlich keinen einzigen Baum mehr). Besonders weit konnten wir nicht sehen, das Wetter war an dem Tag nicht so genial, aber wir waren ja schon froh, dass es nicht geregnet hatte. Auf dem Berg war es nur übertrieben stürmisch!!
Auf dem Weg wieder runter zum Auto, kam uns ein Typ entgegen, der nach einem kurzen Gespräch meinte, dass wir die Autoscheinwerfer angelassen hätten (ich war's nicht!). Nach einem deutlich schnelleren Abstieg als geplant, konnten wir dann aber feststellen, dass die Autobatterie noch voll genug war, dafür aber unsere Wasserkanister langsam zur Neige gingen. Also mussten wir in irgendeiner Häuseransammlung anhalten, die tatsächlich in einem kleinen Park auch einen dieser In-den-Mund-spritz-Wasserspender hatte. Leider ist die Intensität des Wasserstrahls aus diesen Dingern so gering, dass das kurze Auffüllen gefühlte Wochen gedauert hat. Den letzten Tagespunkt (der Fitzgerald-Nationalpark) mussten wir daher streichen und haben uns stattdessen auf einem sehr geräumigen Straßenparkplatz niedergelassen.
Der nächste Tag fing an, wie der letzte aufgehört hatte. Wir haben den Fitzgerald-Nationalpark vom Tagesplan gestrichen. Diesmal, weil's geregnet hat. Stattdessen sind wir direkt zum Finalort des Roadtrips gefahen: Esperance. So ziemlich das letzte Städtchen, bevor weiter östlich über Tausend Kilometer bis Adelaide überhaupt nichts mehr kommt (auch der Grund, warum der Südwesten das einzige Gebiet in Australien ist, in dem kein Greyhound-Reisebus fährt). Hauptattraktion von Espeerence ist der Great Ocean Drive (Nein! Nicht die Great Ocean Road, die ist auf der anderen Seite von Adelaide). Aber auch den konnten wir an dem Tag nicht fahren. Es hat einfach zu stark geregnet. Also haben wir auch an dem Tag größtenteils gechillt. Eine gute Entscheidung! Am nächsten Tag – dem letzten volle Roadtriptrag – wurde das Wetter mittags deutlich besser, so dass wir die wundervollen Strände und Ausblicke des Great Ocean Drives viel mehr genießen konnten! Als Höhepunkt. Als Schlusspunkt.
Am Abend dieses Mittwochs haben wir dann die ersten gut 200km der über 700km bis Perth zurückgelegt. Die Strecke zurück zu dem geräumigen Parkplatz, an dem wir 2 Nächte zuvor schon waren. Die letzten 80 Kilometer dieses Abends bin ich gefahren. Und ich muss sagen: Nachts fast eine Stunde hinter einem Roadtrain herzufahren hat echt eine Meditative Note (und war aus meiner Sicht sicherer. Wenn mal wieder Kängurus/Emus/Wildkatzen auf die Straße springen, räumt sie der Mega-LKW schon ausm Weg!). Die folgende Nacht war kurz. Um 5 Uhr morgens mussten wir weiterfahren (ohne Roadtrain sind auch wirklich erstmal 2 Kängurus über die Straße gehüpft – unbeschadet). In Perth angekommen wollten wir dann nur schnell das Auto an dem Hostel ausladen, das wir in Esperance gebucht hatten und es dann zurückbringen. Natürlich mit der Sorge, dass wir die 1000$-Kaution nicht zurück kriegen würden, weil das Auto diesen Kratzer hat.
Als wir in Perth ankamen, hatten wir dann auch wirklich ein Problem!

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Bilder

Das passiert, wenn man beim Auftauchen "Can you take the photo" statt "Can you take the camera" sagt... Blick vom Castle Hill BBQ im Sydneyer Vorort. Wir haben das "echte" Sydney gefunden ;) Die Australische Flagge



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