Zweiter Sommer

Down Under

Startseite | Suche | Beiträge | Blogger.de
Sonntag, 17. Oktober 2010
Urlaubstralien
Wer dieses Blog aufmerksam liest, der wird wissen, warum ich mich freue, dass ich meine letzte Kakerlake in Townsville gesehen habe: Der Bus war sauber!
Wer dieses Blog aufmerksam liest, wird sich vielleicht aber auch fragen, was ich eigentlich so mache, hier in Australien. Bis jetzt liest sich das ganze sicherlich noch nicht nach besonders hartem Work neben dem Travel. Mit Sydney, den Blue Mountains, Townsville, Magnetic Island und jetzt Cairns mag es vielleicht mehr nach Urlaub klingen. Und, um der Wahrheit der Ehre zu geben, das ist es bisher auch größtenteils! Und so wird es auch noch eine knappe Woche bleiben! Ich hatte das schon mal nebenbei erwähnt: Wir kamen in Sydney an und uns wurde gesagt, dass im November im Norden Australiens die Regenzeit beginnen würde. Da die Great Barrier Reef davon betroffen ist, mussten wir also möglichst schnell hier hoch, da zu einem echten Australien-Aufenthalt einfach Tauchen/Schnorcheln am Great Barrier Reef gehört. Und wenn die „Wet Season“ vorbei ist, ist auch mein halbes Australien-Jahr vorbei! Deshalb sind wir jetzt in Cairns, zu viert, und werden erst mal nur genießen! Da fast jeder Backpacker die geniale Idee hat, von Cairns gen Süden zu reisen, kann man es zur Zeit quasi vergessen, an der Ostküste zu arbeiten. Die Ostküste Australiens ist die Touri-Hochburg!
Ich guck mir das an. Aber ich verbringe so nicht mein halbes Jahr! Wohin genau mein Weg mich noch führt, fange ich gar nicht an, jetzt schon zu planen! Backpacker planen nicht! Ich kümmere mich jetzt langsam um eine Wwoofing-Farm und werde mich dann wohl hoch nach Darwin und danach irgendwann wahrscheinlich die Westküste runterwwoofen.
Hähh?? Was'n Wwoofing?! In Australien gibt es viele Farmen, die sich natürlich immer über billige Arbeiter aus'm Ausland freuen. Das unterteilt sich dann in Fruitpicking und Wwoofing. Fruitpicker pflücken Früchte, eine Arbeit, die mit dem Spargelstechen vergleichbar ist. Man steht mit hunderten anderen Ausländern, mit denen man bei der Arbeit nicht sprechen darf in der Tropensonne auf einem Feld, atmet Pestizit-Luft, arbeitet und ist dann abends so erschöpft, dass man sich entweder erst betrinkt oder sofort schlafen geht, um am nächsten Tag weiterzuarbeiten.
Wwoofing ist (hoffentlich) anders. Sicher, letztlich wird man auch ausgenutzt, aber schöner! Beim Wwoofing lebt man auf dafür lizenzierten Farmen, die sich auf Ökologie und bla verschrieben haben. Mit einem leben dort nur wenige (1-5) andere Wwoofer. Das Ganze soll im Musterfall familiär ablaufe, so dass einem die Gastfamilie zum Beispiel zu Barbecues mitnimmt und so weiter. Für freie Unterkunft und Essen bezahlt man mit täglich 4-6 Stunden Arbeit. Und die Arbeit kann alles mögliche sein: Sich um verletzte Tiere auf ner Animal Rescue Farm kümmern, einfach im Haushalt helfen, Zäune bauen, Obst für Marmelade pflücken und die Marmelade danach machen, aufm Weinberg arbeiten, usw.. Das ganze ist bei den Leuten, die ich hier so treffe, ziemlich umstritten. Manche sind total begeistert, weil man so endlich mal Kontakt zu echten Australiern kriegt. Manche erzählen einem Horrorgeschichten zu dem Thema! Ich guck mir das mal an!
In dem Buch, in dem die Wwoofing-Farmen aufgelistet sind, findet man jedenfalls alles, vom Gay Nudist, der sich noch andere Nudists sucht, bis zur Oma in Sydney, die Kekse für Obdachlose backt und dabei Hilfe braucht. Mal sehen!
Bisher ist das Feeling hier aber sehr ... anders. Irgendwie ist es der totale Urlaubstrip. Irgendwie ist es Arbeit. Irgendwie ist es Kulturschock. Man muss sich hier erstmal in das Leben eingewöhnen. Wir machen tolle Sachen und erleben total viel! Aber trotzdem fehlt dem ganzen das Fundament.
„dann die große, böse Schwester der Hoffnung
ihre waffe das schwert, ihr name enttäuschung
mit einfachen und klaren Sätzen
die einmal kurz klarstellen
anders als gedacht
[...]
und alles was du kennst gegen alles was du glaubst
der zustand den man wankend kennt
bevor man ihm vertraut
und der mist den du hier spürst
so jenseits von Schade“
So sagen es Kettcar in „anders als gedacht“. Und so ist das! Im selben Lied sagen sie auch etwas wie: „Zu erkennen das man glücklich war, ist leicht / zu erkennen das man glücklich ist, ist Kunst.“ Und, natürlich sind wir glücklich. Natürlich ist das hier toll! Natürlich sind das alles tolle Erfahrungen. Aber trotzdem ist es irgendwie anders als gedacht, man kann dem Zustand nicht vertrauen, man wankt noch. Ob das Heimweh ist? Keine Ahnung. Es ist jedenfalls nicht alles eitel Sonnenschein. Auch die ständige Action, die dauernden neue Erfahrungen und die Alltags- und irgendwie auch Heimatlosigkeit stecken einem schon im Unterbewusstsein. Wir müssen uns hier wohl einfach noch dran gewöhnen! Es ist halt auch schon ohne Erwerbs-Arbeit eine krasse Umgewöhnung, plötzlich in einem fremden Land zu stehen und sich um alles mögliche kümmern zu müssen! Sich ständig neue Hostels suchen zu müssen, ständig bereit sein zu müsse, dass irgendwo Kakerlaken rumlaufen könnten, sich ständig um irgendein Essen, dass möglichst auch den Tagesbedarf an Vitaminen und sonstwas abdeckt, zu müssen.
Aber das mit dem Essen ist eh so eine Sache! Wir sind seit Freitag ja nur noch eine Vierer-Gruppe. Ein Mädchen, drei Jungs. Und wir kochen zusammen. Aber die Diskussionen im Woolworth oder Coles (den beiden größten Supermärkten hier) sind teilweise schon witzig und das Ergebnis erstaunlich. Heute sind wir zum Beispiel das erste Mal in einem Hostel mit Ofen. Deswegen wollten wir Lasagne machen (das heißt, nach 10 Minuten Diskussion waren alle mehr oder weniger damit einverstanden). Die 1kg-Packung reicht uns aber nicht und Kristina wollte unbedingt noch was Frisches mit Vitaminen dazu. Salat ist aber zu teuer, Fertigsalat schmeckt nicht, in Tiefkühlgemüse sind Erbsen oder es ist zu viel oder zu teuer. Also: Obst! Aber welches? Obstsalat ist zu teuer. Zur Zeit ist Mango-Season. Also Mangos! Aber jeder eine wäre zu teuer. Zerschneiden? Aber einfach so? Vielleicht zermixt zum Smoothie? Nein! Zum Muß? Mit Joghurt? Ja! Aber Joghurt ist hier (aus irgendeinem Grund) extrem teuer! Dann mit Milch? Nein! Mit Thicked Cream? Oder ist das Sahne? Egal! Usw. usw.! So kommen wir hier auf verblüffende Essen: Lasagne mit Mangos und Sahne (4A$ pP), Kartoffeln mit Fischstäbchen und Rührei, eine Gemüsepfanne mit allen möglichen Gemüse-Sorten, Frischkäse, Pilzen, Schinken und Kartoffeln oder einfach Würste mit Ketchup und Currypulver, die exakt wie Currywurst am Stand geschmeckt haben. Ansonsten gibt's natürlich ständig Spaghetti!
(Beitrag geschrieben am Mittwoch abend, aber mangels Internet erst jetzt online gestellt...)

... comment

Bilder

Das passiert, wenn man beim Auftauchen "Can you take the photo" statt "Can you take the camera" sagt... Blick vom Castle Hill BBQ im Sydneyer Vorort. Wir haben das "echte" Sydney gefunden ;) Die Australische Flagge



Die letzten Einträge

Australien, 21.03 - Herbstanfang
Die Blätter fallen langsam von den Bäumen,...
by 037leo (22. Mär, 09:36)
Von Politik über...
Das Internet verändert die Welt. Nicht nur, dass...
by 037leo (9. Mär, 21:34)
Supertramp
Die deutsche Sprache ist voller angeblicher Anglizismen....
by 037leo (4. Mär, 21:40)
... Perth
Der Roadtrip war vorbei. Wir waren wieder in Perth....
by 037leo (26. Feb, 19:02)
WCRT III: …, die...
Perth hatten wir erreicht. Eine Woche hatten wir noch,...
by 037leo (20. Feb, 01:41)