Zweiter Sommer

Als Kind hat man mir gesagt, in der Wüste wäre es trocken. Trocken und heiß!
This is a lie!
Zum Glück gibt es aber dieses Blog, dass die Wahrheit enthüllt.
Nach unserem Quasi-Rauswurf aus dem Sanctuary Retreat Regenwald-Hotel und der Schnabeltier-Pleite in MacKay gings für mich erstmal nach Alice Springs. Alice Springs. Die Stadt in der Wüste. In the middle of nowhere. Genau in der Mitte Australiens. Und das mit dem Bus!
Aber ich mag das ja, im Bus entspannen und die sich langsam veränderte Landschaft an mir vorbeifahren zu sehen. Und dabei vom Busfahrer Filme gezeigt zu kriegen oder einfach zu schlafen (und sich das Geld für ne Unterkunft sparen!). Das größte Problem der 26-Stunden-Busfahrt waren die Zwischenstopps. Erst irgendwo an einer Tankstelle, wo nichts außer Wüste in Sichtweite war. Dann an einer anderen Tankstelle, die zwar in einem winzigen Dorf lag, bei der einem beim Aussteigen aber ein Hitzeschlag traf, der echt reingehauen hat. Mal eben 40°C, nachdem man die ganze Fahrt im wunderbar klimatisierten Bus saß. Und natürlich die Aussicht, dass es noch weiter im Outback noch viel heißer sein würde! Wie sollte ich das überleben? Hilfe! Schon die Dreiviertelstunde Stopp war Folter! Und das jetzt durchgehend? Ahhhhhh!
Naja! Alice Springs war dann doch wieder etwas anders als gedacht. Als ich ankam hat's geregnet und während meiner vier Tage Aufenthalt wurde die 20°-Grenze kaum mal überschritten.
Problem war eher die Langeweile. Was macht man in Alice Springs? Okay, eigentlich ist das völlig klar. Man macht so schnell wie möglich die Uluru- (also Ayer's-Rock-)Tour. Ich aber nicht! Warum? Ich weiß es nicht genau. Ich habe lange geschwankt. Aber schon wieder 300$ auszugeben, um schon wieder eine Erfahrung konsumiert zu haben?! 300$ für nen Berg? Sicher: Wenn man schon mal da ist, sollte man das gemacht haben. Aber ich weiß ganz genau, dass mir das (zumindest zur Zeit) überhaupt nichts geben würde. Ich wollte nach Australien, um Erfahrungen zu sammeln. Und nicht, um ständig soundsoviel Geld auszugeben, um irgendein einmaliges und unfassbar tolles Erlebnis von Führern serviert zu kriegen, die jeden Tag mehrfach Touristengruppen die unfassbare Magie von diesem und jenem fühlbar machen wollen. Ich war Tauchen, das war der Hammer. Aber das wollte ich auch unbedingt machen! Ayer's Rock hat zwar sicherlich auch eine großartige Magie, aber ich hätte das letzte Woche nicht genießen können. Ich bin von der Ostküste weg, um vor diesen konsumierten Erfahrungen und buchbaren Abenteuern erstmal zu fliehen. Uluru hat zur Zeit einfach eine wesentlich größere Magie für mich, wenn ich ihn gar nicht gesehen habe! Und eine Uluru-Tourleiterin, die bei mir im Hostelzimmer geschlafen hat, meinte, sie könne mich verstehen!
Aber genug gerechtfertigt. Was macht man sonst in Alice Springs? Durch die Stadt laufen. Ins Reptile-Centre gehen und die Schlangen, Spinnen und Echsen Australiens angucken. Die Ghan-Station des Zugs, der von Darwin (Norden) bis Adelaide (Süden) fährt, besuchen. Ins Kino gehen (mein erster Kinobesuch im Ausland :D - und David Fincher hat mit Social Network mal wieder nen verdammt guten Film hingelegt!). Kristina wiedertreffen, die nochmal in Cairns war und von da dann nach Alice Springs geflogen ist. In den Desert Park fahren und mehr oder weniger viel über Wüste erfahren. Kristina wieder verlassen und mit dem Greyhound weiter nach Darwin fahren.
Das heißt, eigentlich wollte ich noch nen Ein-Tages-Zwischenstopp in Katherine (ein bisschen südlich von Darwin) einlegen. Um Katherine anzugucken hab ich aber nur etwa 30 Minuten gebraucht und bin deswegen direkt weitergefahren.
So! Letztendlich bin ich jetzt also in Darwin angekommen. Hier ist es schon deutlich näher am Äquator als Alice, und daher auch deutlich wärmer. Aber die gut 30° zur Zeit finde ich eigentlich noch ganz angenehm. Hier versuche ich dann jetzt erstmal sesshaft zu werden und Geld zu verdienen. Das wird echt mal nötig!