Zweiter Sommer

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Donnerstag, 25. November 2010
Fremde Länder, fremde Kulturen
Deutschland. Das Land, das dieses Jahr kaum noch aus den Minusgraden rauskommen wird. MINUSGRADE!! Wie absurd! Ihr habt doch nicht ernsthaft alle die Mode, mit der ich euch verlassen habe komplett über den Haufen geworfen und zieht jetzt langärmlige Kleidung an? Oder sogar gefütterte Jacken? Oder Stiefel?
Deutschland. Das Land, in dem die Essenskultur komplett ohne Pies auskommt. Das Land, das in ausländischen Nachrichten auftaucht. Anders als ...
Australien. Das Land des durchgehend perfekten Wetters. Das Land der ständig singenden, tanzenden und Didgeridoospielenden Aborigines. Das Land, in dem man buchstäblich über Kängurus und Koalabären stolpert und in dem auch ausschließlich Känguru-, Krokodil- und Schlangenfleisch gegessen wird. Das Land ohne Sorgen und Nöte. Das Land der unbeschränkten Möglichkeiten. Das Land, in dem die Sonne nie untergeht. Nicht.
Nein. In Wahrheit ist Australien das Land, dem's gut geht, das aber in der Welt nichts zu melden hat. Das froh ist, wenn seine Premierministerin Julia Gillard mal zusammen mit dem großen Obama aus dem wichtigen Amerika fotografiert wird. Es ist das Land, in dem die wenigen großen Städte (Brisbane, Sydney, Melbourne, Adelaide und Perth) alle andere Zeitzonen haben [okay, stimmt nicht. Sydney und Melbourne sind gleich, dafür hat Darwin noch eine fünfte unterschiedliche Zeit]. Das Land, in dem Weihnachtsartikel im gleichen Supermarktprospekt wie Barbecue-Artikel zu finden sind. Das Land, in dem Ampeln StarWars-Geräusche machen, wenn sie grün werden. Das Land, dessen Kaffeekultur so wirr ist, dass man statt eines Kaffees einen Espresso macht und Wasser draufkippt. Das Land, in dem bei McDonald's ein Hamburger mehr kostet als der gleiche Hamburger mit der doppelten Fleischmenge. Das Land, in dem BurgerKing aus irgendwelchen verworrenen Lizenzgründen nicht BurgerKing sondern „Hungry Jack's“ heißt. Das Land, in dem es das 'Sie'zen nicht nur rein sprachlich nicht gibt, sondern in dem man sich auch grundsätzlich nur mit Vornamen anredet (egal, ob den Chef auf der Arbeit oder in der Bank oder sonstwo). Das Land, in dem Menschen bei JEDEM Satz, mit dem sie jemanden ansprechen, randomized ein Wort wie „Man“, „Mate“, „Dude“, „Bud[dy]“ oder (bei mehren Personen, egal welchen Geschlechts) „Guys“ anhängen. Das Land, in dem eine Begrüßung nicht ohne „How's it going?“ oder „How're you doing?“ auskommt - auch zum Beispiel im Supermarkt, und in dem „See you later“ die normale Verabschiedung ist, auch wenn man sich garantiert nie wieder sehen wird.
Und Darwin ist natürlich nochmal spezieller. Irgendwie hasst jeder diese Stadt. Angeblich ist sie langweilig, zu klein, zu heiß, bla! Alle wollen nach Cairns. Dabei ist Darwin viel besser. Hier gibt's auch ne Lagune als kostenloses quasi-Freibad. Aber hier ist der Strand näher (hier kann man zwar genauso wenig ins Meer, aber egal!). Und vom Nachtleben und der Stadtgröße sind beide Städte eigentlich ziemlich gut vergleichbar. Nur das Darwin diesen aufgesetzten Großstadtflair hat, weil - heeey!! - ist ja die Hauptstadt des „North Territory“s. Und - juhuu - Flo Rida kommt ja am Samstag. Nein mit 75T Einwohnern ist Darwin sicher nicht groß. Aber trotzdem gefällt's mir hier echt verdammt gut - zumindest wenn ich hier wohne und weiß, in einigen Wochen wieder wegzukönnen. Geregnet hat's mittlerweile zwar ein paar mal, aber nie besonders schlimm. Im Grunde ist es hier vergleichbar mit der heißesten Juliwoche in Deutschland. Nur halt durchgehend. Auch wenn hier irgendwie grade Zyklon-Paranoia umgeht.
Mein Leben funktioniert hier wunderschön gechillt. In meiner WG bin ich seit heute der einzige Deutsche, zusammen mit einem Paar aus England und ein paar Asiaten (ich glaube alle kommen aus HongKong). Mit den Engländern komm ich gut klar, mit dem Rest hab ich (durch unterschiedliche Schlafzimmer mit unterschiedlichen Badezimmern) relativ wenig zu tun. Grundsätzlich machen wir aber alle ziemlich wenig zusammen. Hat ja jeder andere Arbeitszeiten etc.. Aber das ist eben auch ein Vorteil von Darwin! Hier kann man andere Leute auch unfassbar problemlos kennenlernen, wenn man nicht mehr in nem Hostel wohnt. Das Vic (ein Tagsüber-Restaurant und Nachts-Club) hat die Besonderheit, dass man mit Gutscheinen, die es überall gibt, gratis Essen kriegt, wenn man sich ein dazu Getränk kauft. Und da das Essen dafür wirklich ziemlich gut ist (Kantinenessen) und die Getränke genauso teuer wie auch sonst überall, kommen jeden Abend extrem viele Backpacker ins Vic und essen da. Und da setzt man sich halt irgendwo dazu und fängt das Gespräch mit den Standart-Backpacker-Fragen an „Where are you from?“, „Wie lange bist du schon hier?“, „Was hast du schon alles gemacht?“, „Was machst du nach Darwin?“. Und dann hat man halt nen schönen Abend.
Das ganze funktioniert natürlich nur am Wochenende. Unter der Woche muss ich arbeiten. Und da ernähre ich mich permanent von Pies!
Aber das ist eine andere Geschichte.
(Ich muss hier mal die Notbremse ziehen, sonst schreibe ich einfach die ganze Nacht weiter).

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Bilder

Das passiert, wenn man beim Auftauchen "Can you take the photo" statt "Can you take the camera" sagt... Blick vom Castle Hill BBQ im Sydneyer Vorort. Wir haben das "echte" Sydney gefunden ;) Die Australische Flagge



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