Zweiter Sommer

Ich bin so unglaublich zuvorkommend! Weil ich ja weiß, dass Adventszeit Stresszeit ist hab ich großzügig darauf verzichtet euch mit allzu vielen Blogeinträgen an den Computer zu binden!
Apropos: Das Problem meines Blogs ist ja eh, dass ich in jedem Eintrag (Ja, es heißt Blogeintrag - Blog ist die Abkürzung von Weblog. Internetlog. Internettagebuch. Internettagebucheintrag. Ich schreibe nicht ständig neue Blogs, genauso wie andere nicht ständig neue Tagebücher, sondern nur Einträge in einem Tagebuch schreiben! Nur so für die, die regelmäßig meine Blogs lesen!) und jetzt hab ich vergessen, wie der Satz angefangen hat!
Das Problem meines Blogs ist, dass ich in jedem Eintrag viel zu viel schreibe! Dabei machen die ersten Sätze und die Überschrift immer viel mehr Spaß. Deswegen diesmal gleich mehrere verschiedene Einleitungen. Ihr könnt euch die schönste aussuchen - als kleines Christmas Present!

1) Deutschland beklagt sich gerne. Egal, welche Jahreszeit, es ist immer entweder zu heiß, zu kalt, zu verschneit, zu regnerisch, zu keine Ahnung. Wer sich in Darwin darüber beklagen würde, würde für verrückt erklärt, schließlich ist das Wetter hier nicht besonders vielfältig. Es gibt Regen mit ca. 30°C und es gibt Sonne mit ca. 30°C. Nur an Weihnachten sind die Klagen aus beiden Orten ziemlich gleich, wenn auch nicht ganz:
An Weihnachten beklagt sich Deutschland über den Konsum.
An Weihnachten beklagt sich Darwin über den Monsun.
In Deutschland wird wochenlang rumgerätsel: Gibt es dieses Jahr weiße Weihnachten. Hier spielen die Medien genau das selbe Spiel mit cyclones und „monsoonal showers and storms“. Und die Chancen sind von gestern auf heute von 5% auf 25% gestiegen!!! Heyyyyyyy!
-- Und spätestens jetzt ist das Thema durch. Deswegen ist diese Einleitung nur so mäßig gut...

2) Wer reist, lernt. Meist heißt das wohl: Man legt die inneren reinen Postkartenbilder und Reisebroschüren-Überschriften ab und sieht die Realität. Und dann merkt man: Eine Australienreise ist mehr als ein Spaziergang durch den Koalawald. Vor allem in Darwin ist eine Sache so deutlich, wie sonst wahrscheinlich nirgendwo sonst in Australien: In Sachen Rassismus kann man hier auch als Deutscher eine Menge lernen! Schickt mal den Sarrazin hier runter! Hier gibt es zwar keine gesellschaftlich relevante Anzahl von Migranten aus der Türkei. Dafür gibt es hier Ureinwohner - die älteste Kultur der Erde, die noch existiert. Und wenn sich Leute aus dem Orient der deutschen Kultur verweigern, was tun denn dann die Aborigines hier? Die haben so absolut überhaupt gar nichts mit irgendeiner Kultur zu tun, die in der westlichen Welt akzeptiert wäre. Und man will sie auch überhaupt nicht dabei haben. Wenn man hier anfängt zu arbeiten, muss man auf den Application Forms angeben, dass man keine genetische Verbindung zu Aborigines hat! Aborigines sind halt anders! Sie sehen anders aus. Sie verhalten sich anders. Sie stinken nach Alkohol, Zigaretten und Schweiß. Sie schreien sich laut auf der Straße gegenseitig an. Die Gesellschaft will sie nicht. Die Folge? Die Straßen sind voll mit bettelnden Aborigines, die entweder zwei Stöcke im Sekundentakt aneinanderschlagen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, oder direkt auf Leute zugehen. Wenn man mit etwas zu Essen auf der Straße läuft, kommen sie und sagen „I'm hungry“! Oder sie wünschen einem frohe Weihnachten, um einen dann zu fragen, ob man ihnen 20 Cent leihen könnte.
Und gestern kam einer während meiner Schicht in den Pie-Shop. Offensichtlich völlig betrunken oder sonst was. Kauft sich einen Pie, setzt sich hin, fällt zweimal vom Stuhl und schläft dann auf dem Sitz ein, wobei er Teile des zerkauten Essens aus seinem Mund verliert... Und ich? Ich bin überfordert! Zum Glück ist er auf eine freundliche Aufforderung hin gegangen (um dann vor der Tür einzuschlafen). Aber mehr als freundlich sein und ihnen mit Respekt begegnen, kann ich wohl nicht machen!
-- Tja. Und so kann ich auch nicht weiterschreiben.

3) Wenn man in einem Land ist, wo eine andere Sprache gesprochen wird, ist es immer ein Problem, die Einwohner zu verstehen, wenn sie diese Sprache sprechen. Ein wesentlich größeres Problem ist es jedoch, die Einwohner zu verstehen, wenn sie deine Sprache sprechen (wollen). Und weil irgendwie ziemlich viele Australier irgendwelche Deutschen Wörter und Sätze können (oder das zumindest denken), wird die Sache dann ziemlich häufig ziemlich peinlich. „Do hoost sköööönö Aokön“ sollte man als Mädchen vielleicht erwarten. „Ein Hond viele ist wenüg Aroit“ (oder so, ich weiß nicht mehr genau) völlig unvermittelt von seinem Chef in Mission Beach zu hören, ist schon etwas verblüffender. Und man muss dann irgendwie reagieren. Ich meine, wenn Muttersprachler englisch reden und du verstehst nichts, dann ist freundlich lächeln und nicken immer eine gute Wahl. Wenn sie irgendwas auf Deutsch sagen wollen, wollen sie dafür auch irgendeine seltsame Art der Anerkennung (eine passende Antwort vielleicht), die man ihnen aber nicht geben kann, weil man kein Wort verstanden hat und sich nicht mal ganz sicher ist, ob das jetzt deutsch sein sollte... Häufig ist das ja dann nur ein Wort (das keinen Sinn ergibt) und ein fettes Grinsen und eine Antwort wie „very useful“ oder „that's definitly the only word youll need when you come to Germany“ reicht meist aus. Aber bei meinem Chef in Mission Beach musste ich echt 10Mal nachfragen, bis ich dann rausgefunden hatte, dass das ein „German Saying“ sein sollte - sowas wie „Viele Hände machen viel Arbeit leichter“ oder so. Da mir zu dem Zeitpunkt aber nur „Viele Köche verderben den Brei“ zu dem Thema eingefallen ist, musste ich ihn dann leider ziemlich enttäuschen, dass ich mit dem Sprichwort so rein gar nichts anfangen konnte...
-- Ein Anfang, den ich schon immer mal schreiben wollte, der aber leider zu überhaupt nichts führt.

4) Der Kakadu-Nationalpark ist riesig! Um ihn zu besuchen sollte man mindestens 3 Tage einplanen. Aber er hat einen kleinen Bruder: Litchfield. Ein kleinen Nationalpark, aber auch er hat coole Wasserfälle, unter denen man auch Schwimmen kann und sonst noch ein paar Dinge die einen Besuch wert sind. Vor allem, wenn man dafür nicht eine Tour buchen muss, sondern einfach mit seinen WG-Mitbewohnern und deren Van fahren kann. Das hab ich irgendwann seit meinem letzten Eintrag gemacht (nagelt mich nicht auf ein Datum fest). Zum Ende hin hat zwar der Regen zugeschlagen, aber auch so war das eine sehr nette Erfahrung.
-- Viel mehr dazu sagen kann ich dazu aber jetzt auch nicht. Die Bilder müssen reichen!! :)

5) Feiertage im Ausland. Und für mich gleich im Wochentakt! Geburtstag eine Woche vor Weihnachten eine Woche vor Neujahr. Wie feiert man das? Neujahr mit Hangover im Backpackerhostel? Weihnachten alleine unter der Christmaspalme?
Mein genialer Plan für meinen Geburtstag sah so aus: Das ewige Geldsparen für einen Tag unterbrechen und völlig dekadent Geld quasi ausm Fenster werfen. Und natürlich meinen ersten Nicht-Winter-Geburtstag für Dinge nutzen die man einfach nur im Sommer machen kann: Strand / Freibad, sich Sonnen... Tja. Leider gibt es keinen Sommer in Darwin. Es ist Regenzeit. Und das hat mir Petrus auch ganz dezent mitgeteilt. Naja, zumindest hatte ich auch noch nie ein echtes viel zu langes Geburtstagsgewitter! Das Reinfeiern mit meinen WG-Kollegen hat noch geklappt, aber am Tag musste ich dann auf Sonne verzichten und hab mich mit einem Mega-Frühstück, echtem australischem Steak und Tron im Kino. Allein letzteres war eigentlich schon dekadent genug. 17$ (ca. 12€) für einen 2D-Film, weil das Darwin City-Kino von sowas wie der dritten Dimension offenbar noch nichts gehört hat! Aber alle, die etwas für die Optik eines Kinofilms übrig haben, müssen sich Tron angucken! Die Story ist die Standart-SciFi-Matrix-Story, die sich zum Ende hin auch noch ein bisschen verheddert und zu belanglos auf einer alten Zukunftsvision rumeiert, aber der Film plättet einfach durch seine Bild- und Musikgewalt! Der Daft-Punk-Soundtrack gefällt mir extrem und da der Film im „guten 3D“ gedreht ist (also nicht doof umkonvertiert wurde, sondern in 3D die Avatar-Optik zum ersten Mal wieder richtig auf die Leinwand bringt), war es eigentlich ein Frevel von mir, mir eine ganze Dimension durch die Finger gehen zu lassen. Im rückständigen Deutschland kommt Tron ja aber erst Ende Januar in die Kinos, also war das doch eine Sache, die ich nicht in Deutschland hätte machen können.
-- Und den Ansatz kann ich eigentlich auch nicht mehr weiterverfolgen, weil ich mich jetzt völlig in Kinofilmhuldigungen verstrickt habe. Egal. Irgendwann muss ich hiermit ja mal fertig werden!!
Weihnachten: Wird sich bei mir auf hiesige Traditionen beschränken. Das heißt: Der 24. Dezember ist vollkommen egal! Ich werde an dem Tag arbeiten und am Abend vermutlich irgendwo feiern gehen... Wichtig ist hier der 25. Dezember. Christmas Day. Und den werde ich mit meinen WG-Kollegen in englischer Manier mit Christmas-Turkey verbringen. Witzigerweise hätte ich sogar noch eine Möglichkeit gehabt Weihnachten zu feiern: Mein Pie-Chef (der auch noch ziemlich jung und eigentlich ganz cool ist) hat mich eingeladen bei ihm zu feiern.
Weihnachtlich bin ich also versorgt. Nur das Weihnachtsfeeling fehlt halt komplett.
-- Und nach 5 Anfängen fehlt auch das Ende des Eintrags komplett. :D
Und weil ich das alles schon vor ein paar Tagen geschrieben habe und wieder zu spät ins Netz stelle, fehlt auch das Merry Christmas! Dafür aber jetzt: Frohe Weihnachten an alle!!