Zweiter Sommer

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Freitag, 14. Januar 2011
Pie-Bye und ab auf den Floatway
Regenzeit. Flut. Katastrophe. Der australische Staat Queensland geht unter. Queenslands Hauptstadt Brisbane wird überschwemmt. Andere, kleiner Städte wurden schon überschwemmt. Wasser bedeckt eine Fläche, die so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen ist! Die Überschwemmung von 1996 wurde schon locker getoppt. So schlimm war es seit 1974 nicht.
Aber aus Queensland bin ich ja raus. Darwin liegt natürlich noch deutlich weiter nördlich. Und je nördlicher in Australien, desto heftiger ist die Regenzeit! Und tatsächlich. Katastrophenzustände gibt es in Darwin zwar nicht, aber die Wet Season, von der ich ja bis ungefähr Weihnachten fast ein bisschen enttäuscht (naja, nicht wirklich) war, hat zugeschlagen. Jeden Tag Regen. Nachts Blitze everywhere. Stürme. Gewitter. Und Queensland ist natürlich allgegenwärtig! Spendenaufrufe in den Supermärkten und an jedem zweiten Schaufenster. Titelstorys über das „Queensland Flood Disaster“. Radioberichte.
Also die perfekte Zeit, um seine sichere Heimat zu verlassen und sich wieder ans Reisen zu machen. Der Plan, per Van nach Perth zu fahren klappt so natürlich nur begrenzt. Die Hauptflut ist zwar in Queensland, also im Osten und nicht im Westen, aber natürlich hat Western Australia auch einiges abgekriegt. Weil ich aber unbedingt die Westcoast sehen will versuche ich mein Glück halt in Broome. Letztlich verpasse ich dadurch nur ein bisschen Wetlands (was ich ja teilweise schon gesehen hab), Katherine und Umgebung und die Kimberleys, alles offenbar nicht die Highlights, zumindest wenn ich ein paar anderen Leuten glaube, die von Perth hochgefahren sind. Von Broome aus hatte ich auch schon quasi einen Lift, der dann aber gestern per SMS meinte, er hätte jetzt doch keinen Platz mehr frei. Ich kann mich also wieder auf nichts verlassen. Ich muss wieder unendlich flexibel sein. Ich darf keine Pläne mehr machen. Ich bin wieder Backpacker!!
Und dabei hatte es so angefangen, als würde sich meine Umwelt mal nach mir richten. Mein Vermieter hatte kein Problem damit, dass ich die WG relativ kurzfristig verlassen würde (ursprünglich hätte ich eigentlich 2 Wochen vorher Bescheid sagen müssen) und Andrew, mein Pie-Shop-Chef hatte noch keinen passenden Nachfolger für mich gefunden, so dass ich bis zu meinem letzten Tag in Darwin (der sich zweimal verschoben hatte) bei ihm arbeiten konnte. Bis ich dachte, ich hätte jetzt den Lift von Broome aus und motiviert den Greyhound-Bus gebucht habe. Aber das ist jetzt vorbei. Mein letzter schlechter Pie-Wortwitz ist mit dieser Überschrift gemacht (und ich hatte echt tolle: SurPIEs-Surprise-Pies, PIEneapple(-Pies), HapPIE New Year). Gestern habe ich meinen letzten Pie verkauft, meinen Nachfolger, Onur aus Ulm (beides Namen, an denen Australier komplett verzweifeln, weil sie beides absolut überhaupt gar nicht aussprechen können!) eingearbeitet und mir von Andrew ein paar Abschiedsbiere ausgeben lassen (bei denen ich ihn nochmal herzlich wegen der genialen Situation auslachen konnte, als er mir die Bewerbung von Onur aus Ulm gezeigt hat und nichts davon aussprechen konnte :D). Gut zwei Monate in Darwin sind damit für mich zu Ende. Und so abgedroschen pathetisch das auch klingt: Es hat sich so ein bisschen Heimatfeeling aufgebaut und es ist gar nicht so leicht gefallen, dass alles aufzugeben. Bevor ich nach Darwin kam, haben mich alle gewarnt, wie langweilig, teuer, heiß, langweilig, verregnet und langweilig es in Darwin wäre. Ich muss aber sagen: Ich mag Darwin. Irgendwie das totale Dorffeeling (jeder kennt jeden [mehr oder weniger], man trifft ständig Leute die man kennt auf der Straße und hat im Pieshop auch so seine Stammkunden, mit denen man sich immer mal wieder unterhält...), irgendwie eine Wanna-Be-Großstadt, und ja auch immerhin Hauptstadt des Northern Territorys, dessen Charme man als Australien-Tourist auch mal mitgekriegt haben muss und der sich auch so stark vom restlichen Australien unterscheidet, dass sich NT eigentlich am liebsten von Australien abspalten würde.
Aber all das ist jetzt Vergangenheit. Vor ein paar Stunden habe ich NT hinter mir gelassen und mich nach Western Australia begeben, den größten der acht Staaten Australiens. Und der Staat mit einer so strengen Quarantäne-Verordnung, dass man nach Obst, Gemüse und Honig durchsucht wird. Damit durfte ich auch endlich mal wieder meine Uhr umstellen. Gleich anderthalb Stunden nach hinten. Ich bin jetzt also nur noch 7 Stunden in der deutschen Zukunft und damit auch drei Stunden hinter Sydney und Melbourne.
Und witzigerweise habe ich auf der Fahrt auch das erste Mal ein Foto machen können, wie es als eines von handverlesenen „Highlights“ auf den ersten paar Seiten des Lonely Planet (dem Standartreiseführer, den hier so ziemlich jeder hat), zu finden ist. Der Blick auf die Straße zwischen Kunurra und Wyndham oder so. Eigentlich überhaupt nichts besonderes, die Straße sah über eine Stunde davor nämlich schon exakt gleich aus und danach wahrscheinlich auch, was ich aber nicht sagen kann, weil meine Version des Fotos einen genialen Sonnenuntergang im Hintergrund zeigt (ich hab also ein deutlich tolleres Bild als der Lonely Planet, Ha!), was wiederum heißt, dass es hier logischerweise jetzt dunkel ist. Und das ist auch der Grund, warum ich jetzt aufhöre zu schreiben. Ich muss jetzt schlafen! Immerhin kommen wir schon in 10 Stunden in Broome an! Zumindest wenn es nicht zu stark regnet.
Was ich dann da mache, keine Ahnung. Ein Backpacker kann nicht planen. Was übrigens auch der Grund ist, warum ich nicht die Einleitung aus der Preview meines letzten Posts nehmen konnte ;)

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Bilder

Das passiert, wenn man beim Auftauchen "Can you take the photo" statt "Can you take the camera" sagt... Blick vom Castle Hill BBQ im Sydneyer Vorort. Wir haben das "echte" Sydney gefunden ;) Die Australische Flagge



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