Zweiter Sommer

Down Under

Startseite | Suche | Beiträge | Blogger.de
Mittwoch, 2. Februar 2011
Westcoast-Roadtrip Part I: Von Broome runter nach Exmouth …
geschrieben am 27. Januar 2011
Melle, Lukas und Alex. Drei Namen. Drei Menschen. Drei Deutsche.
Drei Wochen, in denen wir uns ein Auto gemietet haben, um von Broome nach Perth zu fahren. Das Ziel: Möglichst viel von der Westcoast sehen! Nicht mit einer Reisegruppe. Auf uns alleine gestellt. Frei. Auf der Straße. Auf dem Roadtrip!
Melanie und Lukas kamen am Dienstag in Broome an. Am Mittwoch sind wir auf Autosuche gegangen. Am Donnerstag haben wir uns (größtenteils mangels Alternativen) für einen Wicked-Camper (ein relativ billiger Backpacker-Autoverleih, dessen Autos alle leicht überzogen bemalt und dafür bekannt sind, dass sie gerne mal kaputt gehen) 4-Wheel-Drive entschieden. Und am Freitag ging es dann los. Die ersten paar hundert Kilometer in der Wildnis der etwa 5000 Kilometer langen Strecke. Die ersten paar hundert Kilometer, auf denen gleich das unvermeidliche passieren musste.
Die Sache ist, dass Autofahren in Australien etwas anders funktioniert als in Deutschland. Klar, es ist Linksverkehr. Das ist aber tatsächlich nicht das größte Problem. Wenn einem vielleicht alle fünfzig Kilometern mal ein Auto entgegen kommt und man fast durchgehend die nächsten zehn Kilometer der Straße im Blick hat, kann man auch entspannt in der Mitte der Straße fahren. Das sollte man sogar tun, schließlich muss man immer mit Kühen, Kängurus und Emus auf der Straße rechnen. Ein größeres Problem beim Auto fahren ist die Hitze. Als Backpacker hat man Kontakt mit anderen Backpackern und hat deswegen schon so viele Horrorgeschichten vom Motorausfall irgendwo in der Wüste gehört, dass man die Regel „Bei der Mittagshitze nicht schneller als 90km/h fahren“ widerstrebend beachtet! Wovor man aber tatsächlich noch häufiger gewarnt wird als der Mittag ist der Abend und die Nacht. „Fahre niemals, wenn es dunkel wird! Warum? Wir wollen, dass du lebend ankommst“. Die Dämmerung ist die Zeit, in der Tiere die Straße beherrschen.
Das ist halt nur leichter gesagt als getan, wenn man nach einem Tag irgendwo ankommen will und seine Zelte nicht in der kompletten Wildnis aufschlagen will. Und so kam es, dass wir direkt am ersten Tag bei Dunkelheit fahren mussten. Und weil ich nach unserer „Alle 100km Fahrerwechsel“-Regel nunmal in der Dämmerung fahren musste und ein kleines Känguru offenbar mit der Gesamtsituation unzufrieden war und direkt vor das nächste Auto springen wollte, war ich es, der das erste kleine Känguru unseres Roadtrips auf der Gewissen hat!
Wir haben es aber überlebt und sind so am Campingplatz am 80-Mile-Beach angekommen. Auch dieses Gebiet ist noch nördlich der „Tropics of Capricorn“. Auch hier gibt es also Regenzeit. Konsequenz davon ist glücklicherweise nicht, dass es regnet. Wet Season heißt für uns nur, dass komplette Off-Season ist, so dass wir bisher eigentlich überall ganze Campingplätze fast nur für uns hatten. Ganze Campingplätze oder auch mal 80 Meilen Strand.
Nach dieser Überdosis Meer war es Zeit für uns, die Küste für ein paar Tage zu verlassen. Die super-uninteressante Küsten-„Stadt“ Port Hedland haben wir nur für einen kurzen Internet- (sprich: McDonald's-)Besuch mitgenommen, um danach etwas ins Landesinnere zu fahren. Das Ziel war der zweitgrößte Nationalpark Australiens. Der Karanjini-Nationalpark. Natürlich ist der auch wieder so weit, dass man ihn nur schwer an einem Tag erreichen könnte. Aber in Western Australia gibt’s ja die 24-Stunden-Parkplätze, auf denen man kostenlos zelten kann, um „nachts nur das Vorbeirrauschen der Roadtrains“ zu hören. Man übernachtet also tatsächlich da, wo vermutlich im Umkreis von 200km kein anderer Mensch schläft. Echt sehr cool, aufzuwachen, und das Erste was man sieht ist ein Känguru, dass vielleicht 100m vom Zelt entfernt grast. So cool, dass Alex und ich die Stangen unseres Zeltes gleich auf ebendiesen Parkplatz zurückließen (sucht die Verbindung der letzten beiden Sätze!). Auf unserem nächsten Zwischenstopp, dem Millstream-Nationalpark, in dem der sehr hübsche Python-Pool (in dem es keine Schlagen gibt) uns ein bisschen Abkühlung vor der Tropenhitze (wir haben keine Klimaanlage im Auto) und eine kurze Flucht vor der Fliegenplage bot, mussten wir also beide im Auto schlafen (unser Auto ist eine Sauna). Auf einem Nationalparkinternen Campingplatz, direkt an einem See, in dem man morgens zusammen mit schwarzen Schwänen und unter Schwärmen von Kakadus baden konnte. Anders als den Eisvögeln hier, haben wir es aber nicht geschafft, Fische zu fangen. Die Angel, die wir uns extra für den Trip gekauft haben, hat uns bisher noch keine Beilage zu unserem Spaghetti- oder Reisdinners gefangen.
Aber weiter. Zum Karanjini. Mit seinen Walks durch krasse Gorges (Schluchten). Und in jeder wartet ein Pool als Belohnung! Runde Schluchten, die einem das Gefühl geben, im Kolosseum in Rom zu stehen. Enge Schluchten. Schluchten mit treppenartigen, kaskadischen Wasserfällen. Alles very impressive. Zwei Tage sind hier Pflicht! Auch wenn wir allein in dem Park drei Redback-Spinnen (auf dem Klo und unter den Tischen) gefunden haben! Aber hey!! Seit vor ein paar Jahren ein Gegengift gefunden wurde, ist ja keiner mehr durch einen Redback-Spider-Biss gestorben. Gestorben wäre wir nur fast durch die Milliarden Fliegen (die zum Glück, ab 7 zum Abendrot alle verschwinden). Und durch die Heuschrecken, die erst faszinierend sind, weil von den hunderten, die nachts angesprungen kommen, keine einer anderen auch nur ähnlich sieht, dann irgendwann aber nur noch nerven! Aber wir konnten ihnen ja entkommen. Ins Auto. Das diese Nächte auch nur fünfhundert Grad hatte... Nicht dass ich mich beschweren würde. So ist halt der Roadtrip. Und allein der überwältigende Sternenhimmel und die allabendlichen Postkarten-Sonnenuntergänge machen das ja wieder wett!
Aber weiter! Zurück zur Küste. Am Mittwoch, dem 26. Januar. Australia Day. Andere auf diesem Kontinent feiern an dem Tag. Wir haben uns etwas – ja! Man kann schon sagen außergewöhnlicheres „einfallen“ lassen.
Auch auf dem Roadtrip ist man Backpacker. Und wer auch nur einen anderen Eintrag in diesem Blog gelesen hat, muss wissen, was in diesem bisher fehlt! Bisher sieht es so aus, als würden wir (wenn auch kurzfristig) planen irgendwo hinzufahren, um irgendwas zu machen, dann da hinfahren und diese Sache auch tatsächlich machen. Nun! Wir haben geplant, zurück zur Küste zu fahren. Nach Exmouth. Am Ningaloo Marine Park. Um zum Beispiel Schnorcheln zu gehen. Wir sind in Exmouth angekommen. Gestern. Aber der Plan hat sich ein bisschen modifiziert.
Am Mittwoch-Abend kamen wir in Exmouth an. Am Mittwoch-Abend sollte auch Bianca in Exmouth ankommen.
Wer Bianca ist? Ein Zyklon! Das erste, was wir also in Exmouth gemacht haben war, evakuiert zu werden! Seit über 24 Stunden sitzen wir hier in einer Turnhalle und werden vom Roten Kreuz versorgt. Und man muss sagen: Wir werden sehr gut versorgt. Wenn man auf Roadtrip ist, ist diese Evakuierung der reinste Luxusurlaub. Wir schlafen auf Feldbetten (man kann sich ausstrecken!!). Wir kriegen superviel und echt gute Sachen zu essen (Frühstück, Kekse, Chips, Gummibärchen, Kaffee/Tee rund um die Uhr und Salat, Würstchen, Fisch, Reis, Gulasch zum Abendessen). Alles für lau. Alle Leute sind extrem nett! Alles ist toll! Wir dürfen zwar im Moment seit 5 Stunden die Turnhalle nicht verlassen, aber der Zyklon ist wohl doch noch etwas abgedreht und deswegen nicht so schlimm, wie angenommen. Ich bin jedenfalls einigermaßen begeistert von der Red-Cross-Versorgung! Gut, die müssen das hier ja gewohnt sein. Jedes Jahr kommen hier schließlich 2-3 Zyklone und dieses Jahr ist wohl so katastrophal, dass Bianca schon der zweite von voraussichtlich um die sieben Zyklonen 2011 ist.

Nachtrag vom 1. Februar: Im „Cyclone Shelter“ in Exmouth hatte ich zwar Zeit, den Blogeintrag zu schreiben, aber Internet gibt’s erst heute wieder. Auch mal eine Erfahrung, durch tausende Kilometer zu fahren, in jeder so-called-Stadt nach nem McDonald's wegen kostenlosem Internet zu fragen und jedesmal „definitly not“ zu hören... Mittlerweile bin ich aber schon in Geralton. Was seit Exmouth passiert ist, muss ich aber noch aufschreiben. Nur so viel: Es ist viel! Und es war (größtenteils) verdammt gut! :D

... comment

Bilder

Das passiert, wenn man beim Auftauchen "Can you take the photo" statt "Can you take the camera" sagt... Blick vom Castle Hill BBQ im Sydneyer Vorort. Wir haben das "echte" Sydney gefunden ;) Die Australische Flagge



Die letzten Einträge

Australien, 21.03 - Herbstanfang
Die Blätter fallen langsam von den Bäumen,...
by 037leo (22. Mär, 09:36)
Von Politik über...
Das Internet verändert die Welt. Nicht nur, dass...
by 037leo (9. Mär, 21:34)
Supertramp
Die deutsche Sprache ist voller angeblicher Anglizismen....
by 037leo (4. Mär, 21:40)
... Perth
Der Roadtrip war vorbei. Wir waren wieder in Perth....
by 037leo (26. Feb, 19:02)
WCRT III: …, die...
Perth hatten wir erreicht. Eine Woche hatten wir noch,...
by 037leo (20. Feb, 01:41)