Zweiter Sommer

Down Under

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Freitag, 11. Februar 2011
WCRT II: …. über die Coralcoast bis runter nach Perth …
geschrieben am 08. Februar 2011
Beim Roadtrip ist man auf einiges angewiesen. Alles muss funktionieren.
Gleichzeitig gibt es wahrscheinlich keinen Roadtrip, der fehlerfrei bleibt. Irgendwas ist immer.
Zyklone sind zum Glück kein Problem. Das rote Kreuz hatte die Lage im Griff. Am Freitag (28.1) wurden wir nach zwei Nächten aus dem Shelter geworfen. Und waren in Exmouth.
Exmouth. Die Stadt am „zweiten großen Riff Australiens“. Am „Great Barrier Reef des Westens“.
Leider ist dieses Riff, das Ningaloo-Reef, am Tag nach einem Zyklon nur so mittelcool. Dank aufgewirbeltem Sand und starken Strömungen wurde uns mehrfach vom Tauchen und Schnorcheln abgeraten. Also haben wir uns halt „nur“ den Cape Range Nationalpark. Wieder ein Nationalpark. Diesmal ohne Schluchten, dafür mit Strandlandschaften und leider sehr mäßigem Wetter.

Wenn man nicht ins Wasser gehen kann, macht Exmouth relativ wenig Sinn, insofern haben wir uns noch an dem Freitag auf dem Weg nach Coral Bay gemacht. Und wie der Stadtname schon suggeriert reicht das Ningaloo-Korallen-Reef auch bis hierher. Okay, das Wort „Stadt“ ist bei 140 Einwohnern wahrscheinlich etwas hochgegriffen, aber dank des Riffs zieht dieses Kaff genug Leute an, dass es allein zwei Campingplätze gibt! Natürlich waren auch diese in der Regenzeit-Offseason komplett leer. Aber nach der kleinen Vollpension-Cyclone-Shelter-Pause haben wir dort unsere Spaghetti-/Reisabendessen-mit-anschließendem-Kniffeln-Tradition wieder aufgenommen. Und diesmal mussten wir nicht mal unsere Fliegennetze (bzw. zu Fliegennetzen umgetauften Wäschesäcke) auf den Kopf. Die Fliegenplage ist zum Glück nur im Inland ein Riesenproblem (vor allem in Januar).
Und dann konnten wir am nächsten Tag endlich das machen, was man halt in Coral Bay macht. Schnorcheln! Und das funktioniert in Coral Bay wirklich wunderbar! Es braucht 5 Minuten vom Campingplatz um an den Strand zu kommen, eine Minute um vom Strand ans Riff zu Schwimmen und eine Sekunde um wieder genauso fasziniert wie am Great Barrier Reef zu sein. Okay, klar. Tauchen ist deutlich cooler als Schnorcheln. Dafür hat das Schnorcheln auch nur ungefähr 2% des Tauchpreises gekostet. Und faszinierend ist es so oder so! Bunte Korallen direkt vor Augen zu haben. Bunte Fische. Große Fische. Seltsame Fische. Rochen. Und das alles in azurblauem Reiseprospekt-Wasser und super-angenehmen Temperaturen!

Und dann hieß es Abschiednehmen. Am selben Tag führte uns die Straße aus den Tropen. Nach über 3 Monaten ohne ernsthafte Gedanken an andere Kleidung als T-Shirt, kurzer Hose und Flip-Flops, haben wir die Grenze aus den „Tropics of Capricorn“ überschritten, und zum Abendessen nach Carnavon gefahren. Verglichen mit Coral Bay eine Großstadt. Internet (also McDonald's) gibt’s hier aber trotzdem nicht. Dafür ein (weiterer) sensationeller Sonnenuntergang. Und (wie überall) Tische, Bänke und Barbecues direkt am Strand. Also die perfekte Kulisse für uns.

Die wenigen Stunden, die Carnavon hatte, um einen guten Eindruck zu machen hat Carnavon jedenfalls perfekt genutzt. Nach dem Abendessen ging's für uns dann nämlich direkt weiter. Zum Schlafen auf einen Highway-Parkplatz.
Zum Frühstück (mal eben über hundert Kilometer) nach Denham. Auch eine faszinierende Sache an einem Roadtrip. Der Schlafrhythmus passt sich nach einem Tag an den Tag-Nacht-Rhythmus der Natur an. Um 7 wird es dunkel. Dann isst man vielleicht noch, spielt irgendwas oder redet halt, aber ansonsten geht nicht mehr viel. Es ist halt dunkel und man befindet sich irgendwo auf irgendeinem Parkplatz. In the Middle of Nowhere. Also schläft man. Und morgens geht irgendwann die Sonne auf, so dass es im Zelt und im Auto hell und vor allem übermäßig heiß wird und man aufwacht. Automatisch. Irgendwann um sieben. Man erlebt also plötzlich Zeiten in einem tatsächlich wachen Zustand, die ich davor nur aus Erzählungen kannte. Der Morgen!!
Und den nutzen wir, um noch vorm Frühstück in irgendeine Stadt am Meer zu fahren. In jeden dieser Städte gibt es mindestens Bänke und Tische (manchmal Grills, Toiletten, Duschen) direkt am Meer, so dass wir an den idyllischsten Plätzen Frühstücken können. An dem Tag war das Denham. Denham. Auch so ein Zwischenziel von jedem der zwischen Perth und Broome rumfährt. Hier gibt es Monkey Mia. Eine Bucht, die von der UNESCO zum Welterbe gemacht wurde. Was diese Bucht auszeichnet, ist, dass hier seit einigen Jahrzehnten jeden Morgen wilde Delfine zum Füttern direkt an den Strand kommen. Und sowas will man ja nicht verpassen.
Aber wir haben uns damit Zeit gelassen. Wir wollten uns erstmal einen weiteren Nationalpark ansehen. Francois Peron. Endlich sollte sich bezahlt machen, dass unser Auto ein (Part-Time-)Vierrad-Antrieb ist. Also haben wir uns auf in den Park gemacht, sind dort über Sandpisten zu einer Meereslagune gefahren, haben dort den Tag verbracht und sind danach, auf dem Weg zum Campingplatz im Sand stecken geblieben. Und zack! Schon funktioniert gar nichts mehr! Ohne fahrendes Auto ist so ein Roadtrip nicht so richtig sinnvoll. Zum Glück konnten wir das Auto rückwärts schieben, so dass wir zwar alle einigermaßen abgefuckt waren und nicht zu dem Schlafplatz fahren konnten, wo wir die Nacht verbringen wollten, aber wir konnten wieder fahren! Und da der Nationalpark mehr als einen Campingplatz hat, wurden wir dann am Ende des Tages doch noch belohnt, indem wir unseren Tisch direkt am Strand aufgebaut haben und so 5 Meter vom Meer und bei perfektem Sonnenuntergang dinieren (*hust*) konnten!

Aber bevor das jetzt so klingt, als wäre auch dieser Francois-Peron-Nationalpark eine totale Touristenattraktion mit mehr als einem Campingplatz, muss man vielleicht die Nationalpark-Campingplätze erklären. Im Grunde sind das Parkplätze mit Toilettenhäusschen und meistens auch einem Gasgrill. Dafür zahlt man (in ganz Western Australia) je 7$ pro Person, die man auch selbst am Eingang des Parks/Platzes in einen Briefumschlag stecken und in einen Briefkasten werfen muss. Weil man, wie schon mehrfach geschrieben, meist alleine auf den Campingplätzen ist, wird das aber fast gar nicht kontrolliert.
Am nächsten Morgen wurden wir von Regen geweckt und haben den Nationalpark daraufhin direkt morgens verlassen. Ein Highlight hatten wir zwar verpasst, aber dafür hätte der Sprit wohl eh nicht mehr gereicht. Plan war, in Denham an dem Tag einen Lockeren zu machen. Eigentlich ausgesprochen positiv, dass es der Tag war, an dem mein Körper beschlossen hat, mal kurz nicht mehr zu funktionieren. Ob ich irgendwas falsches gegessen habe, oder was es sonst war – keine Ahnung – auf jeden Fall habe ich den Tag mit dem Kopf über der Toilette verbracht (und am Ende des Tages keinen Mageninhalt mehr). Aber Magen-Darm hatte ich nicht. Am Abend war der Spuk vorbei! Kein Fieber. Keine Schmerzen mehr. Alles wieder gut!
Fast alles. Am nächsten Morgen gab es natürlich gleich ein neues Problem! Eigentlich obligatorisch für einen Roadtrip: Wir hatten einen Platten. Da wir an dem Tag aber auch die Delfine sehen wollten und die Fütterung um 8 Uhr anfangen sollte, haben wir nur schnell den Ersatzreifen drauf gepackt, Reifendruck angepasst und sind nach Monkey Mia gefahren. Und da waren sie: Die ersten Delfine meines Lebens. Das heißt: wir (etwa 100 Menschen, die an dem Tag nach Monkey Mia gefahren sind) stehen alle in einer Reihe mit den Füßen im Wasser, kriegen etwa eine halbe Stunde was über Delfine erzählt, während die ersten der Tiere schon ziemlich direkt vor uns hin und her schwimmen und dann werden drei Leute ausgesucht, die den Delfinen einen Fisch hinhalten dürfen. Und dann schwimmen die Delfine auch schon wieder weg.

Und wir haben Denham ebenfalls verlasen. Weiter Richtung Süden. Mit einem kleinen Abstecher zum Shell Beach. Einem Strand, der statt aus Sand nur aus kleinen weißen Muscheln besteht. Und mit einem größeren Abstecher zum Kalbarri Nationalpark, in dem wir mal wieder kurz den indischen Ozean betreten konnten (den hier unten schon deutlich kälter ist) und uns einige der krassen Klippen und Felsen im Wasser angucken konnten. Die Great Ocean Road des Westens.
An dem Abend war Geraldton das Ziel. Die erste Stadt seit vielen hunderten km mit einem McDonald's und damit für mich die erste Gelegenheit, meinen ersten Roadtrip-Eintrag online zu stellen. Diesen Dienstagabend und den anschließende Mittwoch-Vormittag haben wir also ziemlich dem Internet gewidmet. Mehr anzugucken gibt es auch scheinbar nicht in Geraldton. Dafür auf dem Weg weiter runter. Nur ein paar Autostunden weiter kamen wir nämlich zu den Pinnacles, vom Wind geformte Steinstatuen in einer Wüstenlandschaft. Viele davon! Sehr viele! Und wir, perfekt getimt, konnten uns einen sehr coolen, wenn auch nicht mehr so roten Sonnenuntergang wie weiter oben im Norden, direkt zwischen tausenden dieser Felsen angucken.
Problem daran war nur, dass es halt danach dunkel war und wir noch nicht richtig wussten, wo wir die Nacht verbringen sollten. Wir hatten zwar einen Parkplatz relativ in der Nähe auf der Karte, aber dann leider nicht in der Realität gefunden. Extrem viele Dinge sind auf den australischen Straßen einfach extrem schlecht ausgeschildert. Irgendwann haben wir dann aber doch tatsächlich noch einen eigentlich ganz netter Parkplatz entdeckt, der auch halbwegs versteckt hinter Bäumen war (ob dieses Wildcampen so ganz legal ist …).
Das nächste Frühstück führte uns dann zu einem ziemlich kleinen Nationalpark. Frühstück am See. Mit Enten und einem vorbeihüpfendem Känguru. Auch wieder toll. Aber diesmal schon deutlich touristischer als weiter nördlich. Wir waren nur noch 2-3 Autostunden von Perth entfernt und dieser Park war offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner der einzigen Großstadt im Westen Australiens. Das Highlight des Parks, einen „Koalawalk“, haben wir auch noch mitgemacht (ist mit unserem WA-Nationalpark-4-Wochen-Ticket ja alles gratis), auch wenn die Koalas garantiert nicht in dem Park heimisch sind, und haben uns dann weiter auf den Weg nach Perth gemacht. Und so kamen wir in Perth an. Genau eine Woche zu früh.
Unser Plan hatte sich während des Weges nach Perth aber sowieso leicht modifiziert. Wir wollten auch den Südwesten sehen! Also sind wir nur kurz durch Perth durch- und in die kleinere Stadt Fremantle, direkt neben Perth gefahren.
Aber das ist eine andere Geschichte (die ich jetzt auch schon fertig erzählen könnte, aber ich teile den Eintrag einfach noch auf. Den dritten Teil des Roadtrips gibt’s dann demnächst!)

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Bilder

Das passiert, wenn man beim Auftauchen "Can you take the photo" statt "Can you take the camera" sagt... Blick vom Castle Hill BBQ im Sydneyer Vorort. Wir haben das "echte" Sydney gefunden ;) Die Australische Flagge



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